Der Namensgeber für die Montanusplakette
Vinzenz von Zuccalmaglio, (gen. Montanus)
Zusammengestellt und verfasst von Hans Günter Osenau am 21.10.1984 am Tage der Verleihung der Montanus-Plakette an Willi Pollmeyer.
Der Urgroßvater von Vinzenz von Zuccalmaglio, (gen. Montanus) kam um 1700 von Caprino, bei Bergamo, in Oberitalien als Berufssoldat zu dem Churfürsten Jan Wellem, der auch Herzog von Jülich und Berg war, um in dessen Dienste zu treten. Sein Name war Antonio Simeon von Zuccalmaglio und war gleichzeitig Offizier im Reiterregiment des Generals von Turn und Taxis. Er heiratete Maria Barbara Barbarée. Aus dieser Ehe entstammt der Sohn Marian Henricus von Zuccalmaglio, der von 1743 bis 1829 lebte und viele Jahre in Mülheim seinen Wohnsitz hatte. Er heiratete Eleonore Rappolt, eine Tochter des Düsseldorfer Arztes und Bürgermeisters Johannes Laurentius Rappold. Ihr ältester Sohn Salentin Jacob von Zuccalmaglio wurde 1775 in Düsseldorf Oberbilk geboren.
Ein anderer Sohn von Mariam Henricus von Zuccalmaglio und Eleonore Rappolt war, ein bekannter Hobbygärtner in Leichlingen, der auf Obstzucht, inspiriert durch den Bruder seiner Schwägerin Clara, spezialisiert war und einem von ihm gezüchteten Apfel seinen Namen gab.
Salentin Jacob von Zuccalmaglio, der Vater von Montanus, wurde Notar in Windeck mit Wohnsitz in Waldbröl. Nachher wurde er nach Miselohe versetzt und wohnte dann im Friedenberger Hof in Opladen. Später erwarb er ein Gut in Schlebusch, das später Doktorsgut genannt wurde. Von 1808 bis 1815 war er auch Maire (Bürgermeister). Salentin Jacob von Zuccalmaglio heiratete Clara Deycks, die Tochter des letzten kurfürstlichen Richters und Steuereinnehmers auf Schloß Burg an der Wupper, deren Bruder Vinzenz Deycks, der Rat zu Opladen war, und sich insbesondere für die Verbreitung des Obstbaues einsetzte und Patenonkel von Montanus war.
Aus dieser Ehe entstammen die Kinder Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio, geb. 1803 und bekannt unter dem Namen Wilhelm von Waldbrühl, Joseph Zuccalmaglio, Vinzenz Jakob von Zuccalmaglio gen. Montanus, der vom 26. 05. 1806 bis zum 21. 11. 1876 lebte, und Clara von Zuccalmaglio.
Montanus (= der Bergische) wurde in Schlebusch geboren, studierte später in Köln und Heidelberg, war Referendar in Köln und arbeitete als Notariatskandidat und Gehilfe des Justizrates Hilt bis 1848 in Bensberg. Montanus heiratete am 22. Dezember 1835 auf dem Standesamt in Bergisch Gladbach Gertrud Clementine Hubertine von Caluwé, die 26 Jahre alt war, von Gut Blech, heute Haus Blegge in Paffrath. Sie wurde am 24.11.1809 getauft, und war die Tochter des Gutsbesitzers Franz Wilhelm de Caluwé, geb. 9.7.1774 und der ehemaligen Magd von Gut Blech, Anna Maria Schmalzgrüber, die am 12.5.1800 in Bergisch Gladbach getraut wurden. Hier wohnte Montanus mit seiner Frau auch 13 Jahre. Seine Frau, die er „Trautchen" nannte, brachte ihm fünf Töchter und einen Sohn zur Welt, der jedoch schon im Kindesalter verstarb. Auch hatte die Frau von Montanus noch elf Geschwister, wobei erwähnt werden muß, dass die Schwester Anna Katharina mit dem Vater von Vinzenz Feckter, dem Lehrer Anton Feckter, und die Schwester Maria Christina mit dem Großvater von Fritz Kierdorf, gen. de Baachs Kromm vom Großen Kurfürst, mit Ferdinand Josef Kierdorf auf dem alten Bach in Paffrath verheiratet waren. Am 21.12.1848 erhielt Montanus die Ernennung zum Notar am Friedensgericht Lennep mit dem Wohnsitz in Hückeswagen wohin er dann 1849 verzog. Hier in Hückeswagen war er mit der Familie Johanny befreundet, deren Tochter Maria im Februar 1857 Richard Zanders heiratete, später als Maria Zanders, Gründerin des Altenberger Domvereins im Jahre 1894, durch Montanus zur Instandsetzung und Erhaltung des Domes begeistert, bekannt wurde. Als Richard Zanders starb war Maria Zanders 31 Jahre alt, was sie als junge Witwe mit drei Kindern, die u. a. mit Ernst Moritz Arndt und Max Bruch befreundet war, nicht daran hinderte, sich für die Belange des Domes einzusetzen.
Im Jahre 1133 am 23. August, bezog der aus Morimont gesandte Convent unter dem Abte Berno, der der 1. Abt von Altenberg, und ein naher Verwandter des heiligen Bernhard, früher Subprior des Klosters Morimont, war, das Kloster Altenberg. Der 12. Abt Eberhard (1242 – 1250), ein Freund des Erzbischofs Conrad von Cöln, fasste bei der Grundsteinlegung zum Kölner Dom am 15. August 1248 den Plan zu einer ähnlichen Klosterkirche. Nach dem Tod von Eberhard setzte der 13. Abt Gieselher (1250 – 1265) die Erbauung der Klosterkirche durch, deren Grundsteinlegung am 3. März 1255 durch Adolph von Berg, seines Bruder Walram der III von Limburg und seines Schwagers, Erzbischof Conrad von Hochsteden und in Anwesenheit vieler Großen stattfand. Für die Grundmauern und als Füllwerk nahm man die Ruinen des verfallenen Schlosses Berg. Nach zehn Jahren Bauzeit erlebte der Abt Gieselher noch die Vollendung des hohen Chores, der schon zum Gottesdienst eingeweiht wurde. Gleichzeitig wurde das ältere Dormitorium (Klosterzellen), in Form einer prachtvolle Säulenhalle und die Sakristei, die südlich vom Chore lagen, fertiggestellt. Der 57. Abt Joseph Gräff, ein Kölner, war ab 1796 bis 1803 der letzte Abt im Kloster Altenberg. Nachdem die Abtei Altenberg, durch Säkularisierung am 4.2.1803 aufgehoben und als Eigentum der bayrischen Regierung erklärt worden war, hatte der Kölner Bürger und Kaufmann Pleunissen das Kloster am 4.2.1806 für 26.415 Reichsthaler und 54 bergische Stüber käuflich erworben und später an einen Chemiker aus Remscheid vermietet, der im Kapitelhaus eine Salmiak- und Farbstofffabrik einrichtete. In dieser Fabrik brach in der Nacht vom 6. zum 7. November 1815 ein Feuer aus. Am 1. Oktober 1821 stürzte ein Teil des hohen Chorgewölbes auf die Fürstengräber herab.
Der Wiederaufbau und die Erhaltung des Altenberger Domes lag Montanus, noch lange bevor Maria Zanders im Februar 1857 den Dom zum ersten mal betrat, sehr am Herzen. Der Wiederaufbau des Domes war vor allem dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV zu verdanken. Unter Einwirkung von Sulpice Boisserée hatte einst Goethe den Kronprinz angeregt, den Dom in Altenberg zu besuchen. Dieser Besuch fand am 10.8.1817 statt. Bei einem weiteren Besuch am Reformationstag 1833 wurde der Wiederaufbau beschlossen und am 16. August 1834 stellte seine Majestät der König durch Cabinetsordre eine Summe von 22000 Thalern zum Wiederaufbau des Domes bereit. Auch die Herren: der Maler Otto Achenbach, der Großindustrielle Harkort, Ernst Moritz Arndt, Montanus wie auch sein Bruder Anton, Wilhelm, Florentin setzten sich nachdrücklich für die Wiederherstellung des verfallenen Bauwerks ein. Nicht unerwähnt darf der bedeutende bergische Maler Johann Wilhelm Lindlar bleiben, der sich durch eigene, künstlerische Arbeiten am Dom verdient gemacht hat. Durch Friedrich Wilhelm wurde 1847 die feierliche Wiedereinweihung vollzogen und 1857 wurden die Schlüssel sowohl der katholischen Kirche wie dem evangelischen Presbyterium übergeben um damit nach dem Willen der Regierung die Bestimmung einer Simultankirche zu erfüllen.
Montanus hat unter anderem unter dem Namen Dorfküster Wedel oder Gottschalk Wedel verschiedene Schriften verfasst. In seiner Mülheimer Geschichte (S. 233) klagt Montanus: „Zu den Schattenseiten des einheimischen Volkscharakters gehört vor allem die Gleichgültigkeit gegen das Gemeinwesen". Das heimische Sprichwort: „Die Gemeinde ist ein fauler Haufen" bezeichnet diese Blöße. „Die Beratungen zum Gemeindewohl werden durchgängig als eine Last, als etwas Fremdes betrachtet und die Gemeinderäte sprichwörtlich nur zum Nicken als sogenannte Jaherren berufen". Auch brachte er schon 1837 und 1839 die beiden Bücher „Die Vorzeit der Länder Cleve-Mark, Jülich-Berg und Westphalen". Vor allen Dingen haben Montanus und sein Bruder Wilhelm von Waldbrühl Schriften, Erzählungen und Liedgut zusammengetragen, wozu auch das Volkslied „Kein schöner Land" gehört.
Die gesamten Familien von Zuccalmaglio pflegten die Musik und unterhielten eigene Familienorchester. Viele Gesangvereine wurden auf Initiative von Familienmitgliedern gegründet. Auch der Liederkranz in Bergisch Gladbach wurde auf Betreiben von Montanus u. a. mit seinen Schwägern, Lehrer Anton Fekter, Peter de Caluwé, der Maler Johann Wilhelm Lindlar und dem Förster Eduard Westphal, der gleichzeitig Dirigent war, im Jahre 1845 gegründet und dessen erster Vorsitzender Montanus war. Auch stammt von Montanus die Schwanksammlung vom Meister Matthias Tobias, genannt „Lüchschuster" aus Hebborn, der tatsächlich gelebt und am 18. Oktober 1849 verstorben ist. Dieser Eulenspiegel war gleichsam das Abschiedsgeschenk des Montanus an seine Gladbacher, an die Heimat, in der er seine glücklichsten und fruchtbarsten Jahre erlebt hat, der er dann 1856 noch ferner rückte, als er das einträgliche Notariat in Grevenbroich erhielt.
Montanus starb am Dienstag 21.11.1876 im Alter von 70. Jahren in Grevenbroich und wurde dort beerdigt, wobei der Düsseldorfer Dichter Emil Rittershaus die Grabrede hielt, die mit den Worten endete: „Das beste Denkmal hat sich unser Freund im Herzen seiner Mitbürger gesetzt". Seine Frau Gertrud Jacobine Hubertine genannt Trautchen, starb mit 81 Jahren, am 31. Mai 1891, in Grevenbroich.